Der Verlust Podoliens und die Schmacht des Abkommens von Buczacz (Butschatsch) war für die Szlachta und die zerstrittenen Magnaten wie eine kalte Dusche. Der am 18. Oktober 1672 mit dem Osmanischen Reich geschlossene Vertrag ließ die Adelsrepublik zu einem Vasallenstaat der Hohen Pforte werden. Im Frühjahr 1673 stellte Johann Sobieski dem Sejm sein Projekt für die Kriegsführung gegen die Osmanen vor. Der Plan sah die Aufstellung einer mehr als sechzigtausend Mann starken Armee, mit starker Infanterie und Artillerie, die Festlegung der notwendigen Steuern sowie die Gründung eines antitürkischen Bündnisses der christlichen Staaten vor. Die Abgeordneten nahmen sich die Worte des Krakauer Bischofs Andrzej Trzebicki zu Herzen, der sie anfeuerte „dass wir uns selbst Gewalt antun und sollte selbst noch der letzte Groschen unter dem Herzen liegen, wir sollen ihn herausschneiden und für den Krieg abgeben”, und legten die Steuern für die Aufstellung einer 43 Tsd. Mann Armee fest. Nicht unbedeutend für diese Entscheidung war auch das protzige Scheiben des großen Wesirs, der die Umsetzung der Vereinbarungen von Buszacz forderte.
Mit den Sejmbeschlüssen bekam der Hetman zwar weniger, als er erwartete, immerhin aber wesentlich mehr, als er vor einem Jahr besessen hatte, als die entwaffnete Adelsrepublik den Kampf gegen die Hohe Pforte begann. Die Eintreibung der Steuern und die Aufstellung der Truppen gingen nur langsam voran. Auch die diplomatischen Aktivitäten brachten nicht den erwarteten Erfolg. Keiner der Nachbarn war bereit, Polen im Kampf gegen die Osmanen zu unterstützen. Es gelang immerhin, die Kosaken und Krimtataren zu neutralisieren. Khan Selim Giray, dem die Stärkung des osmanischen Imperiums nicht im Sinne war, konnte sich unter dem Vorwand der Bekämpfung eines Einfalls der Kalmücken aus dem Feldzug gegen Polen zurückziehen. Als die Diplomaten ihre komplizierten Intrigen schmiedeten, versammelten sich bei Hrubieszow und Gliniany die polnischen Truppen. Gegen sie zog eine 30 Tsd. Mann starke türkische Armee unter der Führung des Beylerbey von Sylistra Hussein Pascha. Als seine Truppen Chocim erreichten, bezogen sie Stellung in den alten Schützengräben von Chodkiewicz. Neben eigenen Truppen rechnete der osmanische Feldherr mit der Unterstützung eines 10. Tsd. Mann starken Korps des Halila Pascha bei Kamieniec Podolski und der 15 Tsd. Soldaten des Kaplan Pascha, die um Jass versammelt waren. Angesichts der eingeschränkten Kräfte und des bevorstehenden Winters verzichtete Hussein Pascha auf Abwehrmaßnahmen.
Darauf hat der polnische Feldherr nur gewartet. Ursprünglich hatte er vor, Kamieniec Podolski anzugreifen, jedoch auf die Nachricht über den Zug des Gegners entschloss er sich, in Richtung Moldau zu ziehen. Zuerst aber musste er das größte Problem dieses Feldzugs beseitigen – den Widerstand des litauischen Großhetman Michał Pac . In der Besprechung am 24. Oktober wehrte sich dieser alte Erzfeind seiner Fraktion inständig dagegen, sich Sobieski unterzuordnen, und meinte dabei, die litauische Armee solle sich nach dem anstrengenden Marsch erstmal ausruhen, statt kämpfen. Diese Worte stießen auf eine heftige Reaktion Sobieskis, der ihn zur Tat drang: „ich werde den Feind besiegen order meinen Kopf ruhmvoll für das Vaterland opfern”. Der sture Litauer ließ sich dadurch nicht überzeugen, drohte darauf „nach Hause zurückzukehren”. Am nächsten Tag legte Sobieski eine besondere Begabung an den Tag. Er meinte, dass angesichts des Ehrgeizes Pac’ er bereit sei, ihm den Hauptbefehl zu überlassen, Hauptsache nur, beide Armeen greifen gemeinsam den Feind an. Dies war eine sehr mutige Erklärung, es war nämlich nicht sicher, ob Pac das Kommando doch nicht übernehmen würde. Der Großhetman der Polnischen Krone war sich dessen sicherlich bewusst, zögerte jedoch nicht, seine Ambition und eigene Interessen für den Sieg zu opfern. Der Trick ging jedoch auf und die vereinigten Heere zogen schließlich gemeinsam gegen den Feind.
Als die Polen gerade im Begriff waren, den Fluss Dnister zu überquerten, kam in das Feldlager der türkische Gesandte Hussein Aga, der dem polnischen König ein Kaftan bringen sollte, als Symbol der Unterordnung dem Sultan. Der hochmütige Türke war nicht mal bereit, mit Sobieski zu sprechen, man schickte ihn also nach Lemberg, wo sich der kranke König gerade aufhielt. Nach dem Besuch des Hussein Aga erreichten das Lager die Nachrichten aus Moldau, dass der Fürst Stefan Petriceicu die Fronten wechselte und zusammen mit anderthalbtausend Soldaten sich den Polen anschloss. Gleichzeitig berichtete man auch über die Ankunft Kaplan Paschas in Cecora. Dies mobilisierte den polnischen Heerführer, der mit allen Mitteln das Treffen der beiden türkischen Einheiten verhindern wollte. Ohne auf die Litauer zu warten, die sich ihm erst bei Bojan in Bukowina anschließen sollten, zog er in Richtung Moldau. Die vereinigten Armeen marschierten nun vorwärts, trennten auf diese Weise die beiden osmanischen Heere. Zuerst plante Sobieski, das Korps Kaplan Paschas zu vernichten, als er jedoch bemerkte, dass dieser nicht nach Chocim ziehen will, wechselte er seine Pläne. Sein Hauptziel war nun, die Armee Hussein Paschas zu schlagen.
Am 9. November, nach zweitägigem anstrengenden Marsch durch matschige Wege, blieb die polnische Armee „einen halben Kanonenschuss” vor dem alten Chodkiewicz-Wall stehen. Hinter ihm versteckten sich 30 Tausend Türken. Die Plänkler begannen ihre Vorführungen der Kriegskunst, konnten jedoch den Gegner aus dem befestigten Lager nicht locken. Am nächsten Tag gaben die Kanonen des Generals Marcin Kątski das Signal zum Angriff. Die Infanterieeinheiten von Jan Denhoff und Jan Motowidło marschierten wütend vorwärts. Sie bestiegen die Schanzen, da sie jedoch keine Verstärkung bekamen, wurden sie zurückgedrängt. Trotz des Fiaskos beim Angriff konnten die Polen dennoch eine positive Bilanz aus den ersten Kämpfen ziehen. Die Truppenstärke des Feindes wurde erkannt, es gelang den Polen auch, die Einheiten des walachischen Fürsten auf ihre Seite zu ziehen.
Die Nacht war für die polnischen und litauischen Soldaten mit viel Arbeit verbunden. Nur 200 Meter von den türkischen Stellungen wurden Kanonenstellungen aufgeschüttet. Für Deckung der Befestigungsarbeiten sorgte die gesamte polnisch-litauische Armee, die sich in Kampfbereitschaft befand. Die linke Flanke bildeten die Litauer, die Mitte und die rechte Flanke bestanden aus den Soldaten der polnischen Krone.
Die Nacht vom 10. auf den 11. November war außergewöhnlich kalt, mit heftigem Schneeregen und starkem Wind. Das Wetter dezimierte die Reihen der Belagerer. Sobieski wusste jedoch, was er tat. Am Morgen zeigte sich, dass die kälteempfindlichen türkischen Soldaten großteils ihre Stellungen verlassen hatten. Darauf hatte der polnische Heerführer gewartet und ohne auf die Litauer Rücksicht zu nehmen gab er den Angriffsbefehl. Die polnischen Kanonen setzten den Beschuss fort. Sobieski selbst ritt an der Spitze seines Dragonerregiments. „Soldat, schlage den Heiden und siege. Meine Seele sagt mir, dass wir nur eine kurze Weile zum Sieg brauchen. Man solle mir den Hals abschneiden, wenn ich sie nicht in Viertelstund’ einnehme” – sprach er zu seinen Unterbefehlshabern. Seine Worte sollten bald in Erfüllung gehen. Die Infanteristen eroberten die Wälle, indem sie die durch die Nachtkälte dezimierten Reihen der Janitscharen mit ihren Berdyschen erschlugen. Sofort begannen sie auch, die Wälle zu zerlegen, um der Kavallerie den Zugang in das Innere des Lagers zu verschaffen. Und dann kam es zum Wendepunkt der Schlacht. Die türkischen Reiter griffen mit „Allah-Rufen” die mit Pionierarbeiten beschäftigten Infanteristen an. Die Polen zogen sich nicht zurück und ihrer Kavallerie gelang es, den türkische Gegenangriff zurückzuschlagen.
Die türkischen Schützengräben wurden endgültig erobert und immer neue Einheiten strömten in das Innere des Lagers. Ihr Ziel war, die Kontrolle über die Dnister-Brücke zu übernehmen, um den Gegner am Rückzug zu verhindern. Der Sieg schien schon sicher zu sein. Doch plötzlich betrat das Feld die Kavallerie des Soliman Pascha, der seine einzige Chance auf Rettung im Durchbruch durch die polnischen Linien sah. Im Weg stellten sich ihm die Truppen von Dymitr Wiśniowiecki und Andrzej Potocki, welche die Türken hinter die Wälle zurückdrängen konnten. Die zu allem entschlossenen Reiter Solimans stützten sich indes auf das Gefolge von Sobieski. Der mutige Angriff der Husaren rettete nicht nur ihrem Feldherrn das Leben, sondern vernichtete vollständig die Angreifer.
Die Schlacht war gewonnen. Die Polen und Litauer drangen unaufhaltsam Richtung Dnister. Die einzige Brücke fand sich bald unter dem Beschuss der polnischen Kanonen. Die überlastete Konstruktion hielt das Gedränge nicht stand und stürzte. Im kalten Wasser des Flusses ertranken Hunderte Menschen und Pferde. Das Gemetzel überlebten nur 4 Tausend Osmanen, die eifrig von den leichten Kavalleriebannern von Atanazy Miączyński und Roman Ruszczyc verfolgt wurden. Aber auch die Polen erlitten erhebliche Verluste. Im Kampf fielen rund anderthalb Tausend Soldaten, was von Sobieski später bedauert wurde: „Von unseren Truppen, wie immer bei so schwerer Zeit, fanden nicht wenige gute Kerle den Tod. Die Hälfte der Lanzen gingen zu Bruch, denn so tapfere Männer, wie das türkische Heer hier war, weiß ich, dass saecula (Jahrhunderte) niemals gesehen haben und bereits zwei Mal standen wir im Lager der Niederlage ganz nah”. Die Fortuna war aber auf der Seite der Polen.
Im eroberten Lager sangen die Truppen feierlich Te Deum. Es gab ein Grund zu Freude. Die Schmacht von Buczacz wurde gerächt und die türkische Gefahr für eine gewisse Zeit beseitigt. Leider konnte der Sieg, der zu den großartigsten der polnischen Militärgeschichte gehörte, nicht richtig genutzt werden. Der um den Ruhm eifersüchtige litauische Großhetman zog mit seinen Truppen zurück nach Litauen, während die polnischen Einheiten, die keinen Sold erhielten, ebenfalls auf Rückkehr bestanden. Sie setzten zwar noch die Kämpfe fort, jedoch die Aufmerksamkeit aller Seiten war mit einem anderen Ereignis beschäftigt. Am Vortag des Sieges von Chocim starb der König Michael Korybut Wiśniowiecki. Der Kampf um den Thron begann. Die populäre „Gazette de France”, die den Sieg des Großhetman der polnischen Krone kommentierte, schrieb ohne Vorbehalt, er „sei würdig des Thrones, den er gerettet hat”. Die auf dem Wahlfeld versammelte Szlachta meinte ebenfalls, dass das Land einen Krieger auf seinem Thron braucht und rief Sobieski zum König aus.