Johann III. Sobieskis Ruhm und Ansehen als exzellenter Heerführer und Staatsmann stellten ein wenig andere Werte in den Hindergrund, die seinem Verstand und Charakter zu eigen waren. Doch erwies sich dieser Herrscher als ein echter Liebhaber und Sammler von Büchern, der trotz zahlreicher Staatsgeschäfte stets genug Zeit für Lektüre und Aufmerksamkeit für die Errungenschaften der zeitgenössischen Wissenschaft finden konnte. Auf diese Weise trug er nicht nur zur Wiederbelebung der bibliophilen Traditionen der polnischen Herrscher bei, sondern auch zur Entstehung einer der größten Büchersammlungen des 17. Jahrhunderts.
Ermöglicht wurde dies vor allem durch die in der Kindheit von seinem Vater Jakub Sobieski vermittelte Liebe zur Literatur, die später zu einer wahren Leidenschaft für das Lesen werden sollte. Johann Sobieski war im Prinzip ständig damit beschäftigt, sich weiterzubilden, was auch zur Herausbildung seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit nachhaltig beitrug.
Seine Büchersammlung hatte einen universellen Charakter und bildete das Spiegelbild der Interessen eines Monarchen, der über ein nahezu allseitiges Wissen verfügen musste. Nicht umsonst begeisterten sich Diplomaten und päpstliche Gesandten, die am Hof von Johann III. weilten, vom Intellekt des Herrschers und berichteten: „König ist der Wissenschaft sehr verbunden, stets liest er Bücher aus verschiedenen Fachgebieten” (was sich sicherlich von Ludwig XIV. nicht sagen ließ). Sobieski las, neben ernsten wissenschaftlichen Publikationen, auch wesentlich leichtere „Unterhaltungsliteratur”, wie etwa den 23bändigen Roman von La Calprenède Kleopatra oder die damals moderne Hirtenromanze Astrea von Honorius d’ Urfé. Er liebte Poesie; war ein Anhänger von Vergil und Ovid, kannte auswendig Werke des polnischen Dichters Jan Kochanowski oder denn Gofredo von Torquatto Tasso. Mehr noch, er widmete sich der Lektüre selbst in schwierigsten Momenten, die der größten Konzentration und psychischen Aufmerksamkeit bedurften – während der Kriegszüge und Kampfeinsätze. Überall nahm er Bücher mit, die er im Zelt, oft sicherlich auch unter freiem Himmer verschlang, die Feldbibliothek des Königs enthielt Werke von Galileo Galilei, Huygens, Harvey, Cartesius, Gassendi, Pascal aber auch jene von Corneille und Molière. Er studierte auch die zeitgenössische Presse in Form der sog. Flugblätter.
Den Grundstock der königlichen Bibliothek bildeten die Büchersammlungen im Familiensitz Żółkiew und in Willanów. 1689 – 1740 wurden 10 Kataloge der Bücher angefertigt, die sich im Besitz des Königs Johann III. befanden. Bis heute erhalten hat sich nur ein Katalog, im Jahre 1689 vom Verwalter der Bibliothek Adam Adamandy Kochański verfasst und 1879 in Krakau auf Initiative von Jan Tadeusz Lubomirski in Druckform veröffentlicht. Dieser Katalog enthielt 1404 Werke in etwa 2000 Bänden; dokumentiere somit lediglich ein Fragment einer großen Büchersammlung, die ca. 7 000 Bände zählte.
Über das Aussehen der Bibliotheken von Johann III. in Żółkiew und Willanów ist wenig bekannt, mit Sicherheit waren die Bücher in beiden Sammlungen nach einer bestimmten Ordnung in Regalen aufgestellt. Eine vage Vorstellung vermittelt ein Kupferstich des Augsburger Stechers Johann Ullrich Kraus (1655 – 1719), der die Privatbibliothek des Zacharias Conrad von Uffenbach I. aus dem ausgehenden 17. Jh. zeigt.