PORTRÄT VON STANISŁAW KOSTKA POTOCKI
Anton Graff (1736-1813)
Karlsbad, 1785
Sign.: A. Graff pinx. Carlsbad 1785
Öl auf Leinwand, 68 x 55
Inv. Nr. Wil. 1747
Dieses Gemälde lässt keinen Betrachter gleichgültig. Anton Graff, ein ausgezeichneter deutscher Maler, schuf es in dem damals sehr beliebten Kurort Karlsbad, wo sich Stanisław Kostka Potocki auf seiner Durchreise nach Italien kurz aufhielt. Für ihn war es eine glückliche, sorglose Zeit. Er hatte eine vierwöchige Kur hinter sich und pflegte ein ausgiebiges Gesellschaftsleben. Hier lernte er die Großen der Kultur kennen, wie Goethe, Herder und Knebel und die Maler Darbes und Graff. Aus Polen weilten dort zur selben Zeit die Fürstin Izabela Lubomirska mit ihrem Zögling Henryk Lubomirski, Jan Potocki, Adam Kazimierz Czartoryski, Stanisław Zabiełło und Grzegorz Piramowicz. Potocki teilte seiner Frau Einzelheiten des Aufenthaltes in Briefen vom Juni und Juli 1785 mit. In einem Brief vom 11. Juli äußert er seine Annerkennung für Graffs Gemälde in den folgenden Worten: „mon portrai fait par Graff, qui est vraiment beau." Das lächelnde Gesicht des künftigen Verfassers des „polnischen Winckelmann" strahlt außergewöhnlichen Scharfsinn und Energie aus und bestätigt Graffs überdurchschnittliches Können. Das mit freiem Pinselstrich angefertigte Porträt ist von unterschiedlicher Oberflächenstruktur und reicher Farbgebung und gilt als eines der besten Werke des Meisters. Hinzufügen sollte man, dass sein Preis nicht sehr hoch war, nur 30 rote Zloty, wie Potocki in einem Verzeichnis der gesammelten Bilder von 1798 vermerkte. Das entspricht dem Honorar der von Aleksander Kucharski und Anna Rajecka gemalten Porträts.
Das Porträt befand sich ursprünglich im Warschauer Palast der Potockis, wo es 1798 aufgeführt wurde; später kam es nach Wilanów, wo es seit 1821 in den Aufzeichnungen auftaucht.